Rhapsody 04 - Tochter der Zeit by Elizabeth Haydon

Rhapsody 04 - Tochter der Zeit by Elizabeth Haydon

Autor:Elizabeth Haydon [Haydon, Elizabeth]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-03-25T04:00:00+00:00


HAGUEFORT • NAVARNE

Rhapsody drehte die letzten lockigen Haare zu einem Knoten und steckte ihn fest, wobei sie hauptsächlich auf ihren Tastsinn angewiesen war.

»Blaue oder weiße Bänder, Melly?«, fragte sie.

»Blaue, glaube ich«, antwortete das Mädchen und betrachtete sein junges Gesicht ernst im Spiegel. »Kannst du die Kristalle in die Enden flechten, so wie du es beim Frühlingsball gemacht hast?« »Natürlich.« Rhapsody streckte die Hand nach den Bändern aus und schluckte rasch, als sich ein weiterer Anfall von Benommenheit ankündigte. Sie blinzelte heftig und versuchte den Schwindel zu unterdrücken. Sie fuhr mit den Händen an Mellys Haar entlang und glättete es.

»So«, sagte sie, als der Schwindel sie verließ. »Wie gefällt dir das?«

»Großartig!«, erwiderte Melisande, drehte sich um und umarmte sie. »Vielen Dank. Ich wünschte, die lirinische Friseuse würde mir beibringen, hübsche Muster ins Haar zu flechten, so wie du es kannst.« »Ich fürchte, ich war eine schlechte Schülerin«, meinte Rhapsody und drückte einen Kuss auf den Kopf des Mädchens. »Du solltest einige ihrer Frisuren sehen. Einmal habe ich bei einem Treffen mit dem Botschafter der See-Lirin eine genaue Zeichnung der trianischen Küstenlinie im Haar gehabt.« Das junge Mädchen kicherte. »Wenn du das nächste Mal mit mir in die lirinischen Länder reist, werde ich sie bitten, es dir auch beizubringen. Komm jetzt. Hilf mir, deinen Bruder zu finden.« Melisande streckte die Hand aus und schlang einen Arm um Rhapsodys Hüfte, um sie zu stützen. Gemeinsam schlenderten sie durch den Vordereingang von Haguefort, vorbei an den Mauern aus rosig-braunem, mit Efeu bewachsenem Stein, und ließen sich auf der Treppe Zeit.

Die Geräusche aus der Ferne verrieten Rhapsody, dass der Wagen und die Eskorte bereit zur Abreise waren. Sie hörte die Fahrer, die kaum mehr als huschende, ferne Schatten waren. Sie riefen sich etwas zu, trafen letzte Vorbereitungen, und das Quietschen von Türen zeigte an, dass der Wagen beladen wurde.

»Ist Gwydion hier?«, fragte sie ein wenig besorgt und suchte den grünen, verschwimmenden Horizont nach ihrem Adoptivenkel ab.

»Hinter dir«, ertönte eine Stimme, die tiefer war, als sie hätte sein sollen, und leicht brüchig klang. Rhapsody drehte sich um und lächelte den verschwommenen Umriss vor ihr zärtlich an. »Ich hatte befürchtet, du wärest so in dein Bogenschießen vertieft, dass du vergisst, mir Lebewohl zu sagen.«

»Niemals«, meinte Gwydion Navarne ernst. Sie breitete die Arme aus, und er warf sich unbeholfen an ihre Brust. Er drückte sie so vorsichtig, als könne er sie zerbrechen.

»Ich bin nicht aus Glas, Gwydion«, sagte sie, als Melisande fortlief, um sich den Wagen anzuschauen. »Mach dir bitte nicht so viele Sorgen.«

»Das tue ich nicht.«

»Unsinn, du lügst. Ich erkenne es an deiner Stimme.« Sie legte ihm eine Hand auf die Wange. Die weiche, jungenhafte Haut war durch die Stoppeln des beginnenden Bartwuchses aufgeraut. »Sage mir, was dich bedrückt.«

Gwydion schaute fort. »Nichts. Ich mag es nicht, wenn du fortgehst. Besonders nicht in einem Wagen, und erst recht nicht, wenn ich dich nicht begleiten darf.«

Rhapsody atmete tief ein und hielt die Luft an. Sie verfluchte sich für ihre Gedankenlosigkeit. Gwydions Mutter war gnadenlos ermordet worden, nachdem sie ihrem



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